Dienstag, 31. Juli 2007

Ken Park

USA 2002
Regie: Larry Clark & Edward Lachman


06. März 2006


Ken Park beginnt mit dem Selbstmord eines Jugendlichen. Graphisch, schockierend und schmerzvoll. Die Gründe werden größtenteils bis zum Ende im Dunkeln bleiben. Den Selbstmord eines jungen Menschen wird man niemals schlussendlich erklären können, so Larry Clark. Damit hat er wohl Recht, und somit handelt Ken Park auch nicht von seinem Protagonisten, sondern von denen, die ihn nur flüchtig kannten, diejenigen, die möglicherweise überleben werden.

Konzentrierte sich Clark bei Kids noch auf die zwischenmenschlichen Beziehungen seiner jugendlichen Protagonisten, zentriert sich das Geschehen bei Ken Park auf vier Jugendliche und die Kluft zwischen ihnen und den Erwachsenen. Mit expliziten Darstellungen von Sex, Masturbation, physischer und psychischer Gewalt führen Larry Clark und Edward Lachman dem Zuschauer die verborgenen und doch realen Begierden der menschlichen Natur vor Auge und stoßen ihn in einen emotionalen Abgrund. Clark, selbst von der Fotografie kommend, bricht im filmischen Kontext ebenso mit der Rolle des Beobachters. Ken Park involviert unweigerlich und ist in jeder Minute fordernd.

Ken Park ist ein schwieriger Film, schwer zu analysieren und zu beurteilen. Stoff für ganze Essays, nichts für eine kurze Kritik. Zugegeben, nach dem Film war ich zwar nicht geschockt, aber doch verwirrt aufgrund der ungewohnten darstellerischen Offenheit. Die Frage, ob die unzensierte filmische Herangehensweise als Mittel zur uneingeschränkten Ehrlichkeit berechtigt ist, oder ob Ken Park ein auf Kontroverse ausgerichteter Voyeurismus zu Grunde liegt, muß in diesem Zusammenhang gestellt werden. Dieser Film ist dazu verdammt, das Publikum zu spalten, und auch ich bin mit meiner Meinung hin und her gerissen. Vielleicht ist das auch gut so, denn die Problematik fordert den Zuschauer nachzudenken, bis weit über das Filmende hinaus. Weiterhin kann man Clark völlige Übertreibung vorwerfen, die Ereignisse und die Darstellungen seien extrem überzeichnet. Ich meine, daß er hier die verschiedenen Handlungen lediglich verdichtet, der Realismus Clarks liegt tiefer und ist nicht ausschließlich festzumachen an der Darstellung der Oberfläche. Der Missbrauch und die Hoffnungslosigkeit sind real, wenn auch vielleicht nicht in dieser komplexen Anhäufung, doch dieses Mittel muß man dem Regisseur zu Unterstreichung seiner Aussage zugestehen.


Mit der abschließenden Szene entlassen uns Clark und Lachmann mit einem versöhnlichen Ende. Drei seiner Protagonisten erlaubt er die Möglichkeit auf Hoffnung, der Sex zwischen ihnen erscheint als erlösendes Mittel. In seiner Reinheit und Unschuld destilliert er das Essentielle, die Freundschaft und Zuversicht der Jugendlichen, die zumindest in diesem Augenblick aus den Fängen ihrer Umwelt entkommen zu sein scheinen.

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